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Öffentlicher Dienst und Rechtsformen: Was Bewerber wissen sollten Datum: 28. Mai 2025Öffentlicher Dienst und Rechtsformen: Was Bewerber wissen sollten
Wer sich auf eine Stelle im öffentlichen Dienst bewirbt, trifft auf eine Vielzahl von Begriffen, die oft verwirren: Anstalt öffentlichen Rechts (AöR), Eigenbetrieb, Kommunalunternehmen oder Körperschaft – was steckt dahinter? Und vor allem: Was bedeutet das für Sie als Bewerber*in?
Der öffentliche Dienst: Nicht gleich „Behörde“
Der öffentliche Dienst umfasst weit mehr als klassische Behörden. Neben Ministerien, Verwaltungen und Schulen gehören auch Stadtwerke, Krankenhäuser, Verkehrsbetriebe oder Pflegeeinrichtungen dazu. Diese Organisationen treten häufig in verschiedenen Rechtsformen auf – mit jeweils eigenen Regelungen für Arbeitsverhältnisse, Tarifbindung, Mitbestimmung und unternehmerische Spielräume.
Wichtige Rechtsformen im Überblick
1. Körperschaft des öffentlichen Rechts
Beispiele: Gemeinden, Landkreise, Industrie- und Handelskammern, Universitäten
Merkmale:
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Hoheitliche Aufgaben mit Selbstverwaltung
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Mitgliederstruktur (z. B. Bürger, Studierende, Kammermitglieder)
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Öffentlicher Tarif (TVöD/TV-L), Beamtentum möglich
Relevanz für Bewerber*innen: Hohe Arbeitsplatzsicherheit, tarifgebundene Bezahlung, Mitbestimmung durch Personalrat.
2. Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR)
Beispiele: Sparkassen, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, kommunale Kliniken
Merkmale:
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Verselbstständigte Organisation mit öffentlichem Auftrag
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Eigenes Vermögen, eigene Geschäftsführung
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Öffentlich-rechtlicher Tarif (z. B. TVöD), teils auch Haustarife
Relevanz für Bewerber*innen: Kombination aus öffentlicher Absicherung und unternehmerischer Dynamik. Je nach Satzung oft moderne Arbeitsbedingungen, Zusatzversorgung (ZVK), aber keine Beamtenstellen.
3. Eigenbetrieb
Beispiele: Kommunale Bauhöfe, Stadtwerke, Bäderbetriebe
Merkmale:
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Kommunale Betriebe ohne eigene Rechtspersönlichkeit
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Haushaltstechnisch und organisatorisch ausgegliedert
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Angestellte sind weiterhin bei der Kommune beschäftigt
Relevanz für Bewerber*innen: Arbeitsplatzsicherheit durch Anbindung an die Kommune, tarifliche Regelungen (TVöD), Personalvertretung über den Träger.
4. Kommunalunternehmen (KU) / Kommunalbetriebe
Oft als AöR organisiert oder in Sonderformen (z. B. KU nach BayKomZG in Bayern)
Merkmale:
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Mehr wirtschaftliche Eigenständigkeit
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Ziel: effiziente Aufgabenerfüllung mit öffentlichem Zweck
Relevanz für Bewerber*innen: Gute Kombination aus öffentlichem Auftrag und Flexibilität – oft mit familienfreundlichen Angeboten, Zusatzversorgung, aber meist keine Beamtenlaufbahn.
5. GmbH oder gGmbH in öffentlicher Hand
Beispiele: Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Wohnbaugesellschaften, IT-Dienstleister
Merkmale:
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Privatrechtliche Rechtsform mit kommunaler/staatlicher Trägerschaft
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Betriebliche Mitbestimmung nach BetrVG, nicht Personalvertretungsgesetz
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Tarifbindung freiwillig (häufig Haustarife oder angelehnt an TVöD)
Relevanz für Bewerber*innen: Häufig moderne Strukturen, Leistungsorientierung, aber auch Unterschiede bei Jobsicherheit, Tarifbindung und Zusatzversorgung. Kein Beamtenstatus möglich.
Was bedeutet das für Ihre Bewerbung?
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Tarifbindung: Nicht jede Rechtsform ist automatisch tarifgebunden. Informieren Sie sich, ob TVöD/TV-L oder ein Haustarif gilt – das beeinflusst Gehalt, Arbeitszeit, Urlaub und Sonderzahlungen.
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Mitbestimmung: In Körperschaften und AöR sind Personalräte beteiligt, in GmbHs greift das Betriebsverfassungsgesetz – das wirkt sich auf Ihre Interessenvertretung aus.
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Jobsicherheit: Rechtsformen mit enger kommunaler Bindung bieten meist mehr Arbeitsplatzsicherheit. GmbHs können flexibler wirtschaften – aber auch restrukturieren.
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Versorgungswerke: Bei vielen öffentlichen Einrichtungen (auch AöR, KU, gGmbH) gibt es eine Zusatzversorgung (z. B. VBL, ZVK) für die Altersvorsorge – ein echter Vorteil.
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Beamtenlaufbahn: Diese ist nur bei Körperschaften und klassischen Behörden möglich.
Fazit: Rechtsform entscheidet über Arbeitsbedingungen
Wenn Sie sich im öffentlichen Dienst bewerben, lohnt ein genauer Blick auf die Rechtsform des Arbeitgebers. Denn sie beeinflusst, unter welchem Tarif Sie arbeiten, wie sicher Ihr Arbeitsplatz ist, welche Mitbestimmung gilt – und ob Sie verbeamtet werden können.
Tipp: Fragen Sie im Vorstellungsgespräch gezielt nach der Rechtsform, Tarifbindung und Zusatzversorgung – das zeigt Interesse und hilft bei der Entscheidung für den passenden Arbeitgeber.